Freitag, 15.9.2023 8. Runde RLO
Wiener Sport-Club – Wiener Viktoria 1:1 (0:0)
Sport-Club-Platz, 2144 ZuschauerInnen
Schiedsrichter: Samuel Sampl
Assistenten: Klemens Windisch, Armin Talic
Spielbericht
Trainer Weinstabl kann in seiner letzten Partie in Dornbach aus dem gesamten Kader auswählen. In der Startformation steht Prögelhof im Tor, die Verteidigung bilden Haas, Gusic, Küng und Pfaffl; Rajkovic und Buzuk agieren im defensiven Mittelfeld. An der rechten Außenbahn ist Pajaczkowski nominiert, Kostic als Spielmacher im zentralen Mittelfeld, und Kerber fungiert als hängende Spitze, während Vucenovic als alleinige Sturmspitze beginnt.
Von Anfang an gehen beide Teams volles Tempo. Der schnelle und trickreiche Da Silva Carlos wird gefoult, Hölbling zirkelt den Ball aus spitzem Winkel aufs Kreuzeck, aber Prögelhof hält bravouros (3). Auf der Gegenseite passt Rajkovic ideal auf Vucenovic, Stanglpass auf den aufgerückten Küng, dessen Direktschuss Arnberger hält (6). Haas erhält für ein Foul die gelbe Karte, beim Freistoß muss Prögelhof erneut sein ganzes Können aufbieten, um einen frühen Rückstand zu verhindern (11‘). Das Spiel ist in der Folge kampfbetont, hart, aber fair, wobei die Gäste in der Offensive eine Spur aggressiver sind. Die großen Chancen bzw. Strafraumszenen fehlen aber auf beiden Seiten, es überwiegt das gegenseitige Neutralisieren im Mittelfeld.
In den ersten 40 Sekunden nach der Pause haben die Dornbacher größere Möglichkeiten als im gesamten ersten Abschnitt. Dreimal gibt es Toralarm, aber Teufelskerl Arnberger ist nicht zu bezwingen, dann wirft sich ein Verteidiger in den Schuss, und letztlich geht der Ball haarscharf am Tor vorbei. Da Silva Carlos geht auf links auf und davon, sein scharfer Abschluss streicht jedoch übers Tor (50‘). Das war’s dann mit der Viktoria-Herrlichkeit für knapp 20 Minuten. Es spielt nur noch der Sport-Club, im Strafraum spielen sich tumultartige Szenen ab, die Hernalser variieren die Angriffe: Steilvorlagen wechseln sich mit Spielverlagerungen ab, tolle Dribblings wie jenes von Kerber (50‘) können nur mit Fouls gestoppt werden, aber der Elferpfiff bleibt heute aus. Buzuk und Rajkovic gewinnen viele Zweikämpfe und kurbeln die Partie unermüdlich an. In der 69. Minute wird der Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Nach einem Pressball mit Ballgewinn zieht Da Silva Carlos allein aufs Tor und lupft das Spielgerät über Prögelhof zum 0:1 ins lange Eck. Pfaffl verhindert drei Minuten später per Tackling das zweite Tor, dann schnüren die Hernalser ihre Gegner im eigenen Strafraum ein. Arnberger macht seinen einzigen Fehler, indem er den Ball fallen lässt, aber zweimal werden die Schüsse geblockt, und es gibt wieder nur Eckbälle /75‘). Der eingewechselte Beljan stellt sich mit einem tollen Weitschuss vor, Arnberger hält diesmal jedoch sensationell (76‘). Es gibt Chancen im Minutentakt, das Tor der Gäste scheint allerdings vernagelt zu sein. Gusic, der längst ganz vorne agiert, kommt zum Kopfball, Arnberger steht aber richtig (85‘). Die FHT peitscht die Heimischen unermüdlich nach vorne, und Vucenovic macht’s möglich: Nach einem Kopfballduell steht er dort, wo sich Goalgetter aufhalten, und es steht 1:1 – der Jubel kennt keine Grenzen (87‘). In den Schlussminuten inklusive Nachspielzeit gibt es noch Chancen auf beiden Seiten, aber es bleibt beim Unentschieden.
Die im 2. Abschnitt ausgezeichnete Partie hatte einen emotionalen Rahmen: den Ehrenankick führten Filmstar Muratan Muslu und sein Freund Peter Neidhart durch; für den sympathischen Ex-Kapitän hatte es am letzten Sonntag eine wunderbare Benefizveranstaltung gegeben. Nach dem Schlusspfiff stand Robert Weinstabl vor der Friedhofstribüne im Mittelpunkt: Standing Ovations, Abschied von den Spielern, die ihn die Dornbacher Luft im „ersten Stock“ einatmen ließen, ehe er zum Absperrgitter hochsprang und sich vom Publikum verabschiedete. Emotionen pur …
Trainer Robert Weinstabl zieht ein letztes Mal ein Resümee: „Wir waren ähnlich wie in Traiskirchen in der 1. Halbzeit sehr passiv, haben wenig Zugriff gehabt, viele Aktionen nicht zu Ende gespielt bzw. in den Umschaltmomenten nicht gut genug verteidigt. Keine der beiden Klubs hätte in Führung gehen können: Wir hatten nur Halbchancen, die Viktoria war nach Standards gefährlich. Nach der Pause haben wir den Schalter komplett umgelegt, haben viel zügiger angegriffen, waren in allen Bereichen entschlossener und mutiger. Nach 50 Minuten hätten wir 3:0 führen müssen, denn wir hatten gleich nach der Pause 3 100%ige Chancen, die Arnberger überragend vereitelt hat, aber auch danach etliche Möglichkeiten. Dann bekommst du durch einen Fehler im Spielaufbau das 0:1, danach hat die Mannschaft eine tolle Reaktion gezeigt, wollte das Spiel noch drehen, hatte eine Chance nach der anderen, wir haben sogar bei 1:1 in der Nachspielzeit noch unglaubliche Möglichkeiten, wie z.B. den Gusic-Kopfball in der letzten Aktion, der knapp drüber streicht. Wir müssen uns jeden Sieg hart erarbeiten, und wenn dann Pech auch noch dazu kommt, ist es noch schwieriger, weil uns das Selbstverständnis fehlt, dass wir ein Spiel 2:0 oder 3:0 gewinnen. Ich bin aber davon überzeugt, dass dies noch kommen wird, weil die Mannschaft in der 2. Hälfte auf einem richtig guten Weg war. Abschließend möchte ich mich bei allen LeserInnen für ihr Interesse bedanken und wünsche ihnen alles Gute!“
Aufstellung Wiener Sport-Club: Prögelhof; Haas (75‘ Gerstl), Gusic, Küng, Pfaffl; Rajkovic, Buzuk (69‘ Akrap); Pajaczkowski (69’ Beljan), Kostic; Kerber (75‘ Berkovic), Vucenovic.
Aufstellung Wiener Viktoria: Arnberger (K); Alhassan, Grozic, Wessely, Sahanek; Sinik (86‘ Knasmüllner), Jovanovic (28‘ Bangai), Höbling; Schobesberger, Yalovenko (63‘ Vozenilek), Da Silva Carlos (86‘ Rotter).
Torfolge
0:1 Da Silva Carlos (69‘)
1:1 Vucenovic (87‘)
Gelbe Karten Wiener Sport-Club
8‘ Buzuk (Unsportlichkeit)
10‘ Haas (Unsportlichkeit)
40‘ Kostic (Schiedsrichterkritik)
66‘ Rajkovic (Unsportlichkeit)
90+2‘ Akrap (Unsportlichkeit)
Gelben Karten Wiener Viktoria
25‘ Sinik (Foulspiel)
33‘ Bangai (Foulspiel)
56’ Yalovenko (Foulspiel)
90‘ Knasmüllner (Unsportlichkeit)
Text: (C) Friedl Schweinhammer Fotos: (C) Klaus Bauernfeind